Nach Klahs soll es jetzt Wielert am Erkenschwicker Stimberg richten. Der alte Trainer pocht auf Zahlung seiner Bezüge, der neue attestiert dem Vorgänger gute Arbeit.

Oer-Erkenschwick. Das Vertrauen war schnell verbraucht. Mit Jürgen Klahs ging die Spvgg. Erkenschwick den Neuaufbau in der Fußball-Westfalenliga an, 14 Wochen später hat sie sich schon wieder von ihm getrennt. Der 53-Jährige hatte in der Vorsaison die Zweitvertretung des Klubs in die Landesliga geführt. Die Erkenschwicker verzichteten aus finanziellen Gründen auf den Startplatz. Nach neun Spielen in der Westfalenliga hat der Meistertrainer ausgespielt. Ersetzt wird er von dem Lizenz-losen Jürgen Wielert (48). Der studierte Maschinenbau-Ingenieur, der mittlerweile als Selbständiger im Pipeline-Handel tätig ist, war schon vor Klahs als Trainer am Stimberg im Gespräch. Mit dem alten Trainer Jürgen Klahs und seinem Nachfolger Jürgen Wielert haben die WAZ-Redakteure Markus Rensinghoff und Andreas Rorowski gesprochen.

Jürgen Klahs

Was ist falsch gelaufen?


Die Punkte fehlen. Ich habe zwar schon vor der Saison gesagt, dass es schwer werden würde. Ich hatte ein Team aus A-Jugendlichen, Spielern der ehemaligen Bezirksliga, die auch nicht alle Stammspieler waren und drei Oberliga-Spielern. Dazu kommt, dass uns Westfalenligagruppe schwerer zu spielen ist als die andere. Aber am Ende nutzen Warnungen nichts, dann greifen die Mechanismen.

Waren Sie das Bauernopfer?

Klahs: Es war eine schwierige Situation. Die Kenner der Fußballszene wissen das. Wenn das Glück fehlt, muss der Trainer gehen.

Was machen Sie jetzt?

Klahs: Ich bin beurlaubt und werde bis zum nächsten Sommer keinen neuen Posten übernehmen. Aber man weiß ja nie. Vorerst werde ich häufiger beim Training meiner beiden Jungs in Erkenschwick vorbeischauen. Ich war jetzt 15 Jahre ohne Unterbrechung Trainer. Nur um unbedingt Trainer zu sein, werde ich keinen Posten übernehmen.

War das nicht zu teuer für Erkenschwick, Sie zu entlassen. Oder verzichten Sie auf eine Abfindung?

Klahs: Das mache ich nicht. Ich habe vergangene Saison bei der Insolvenz in die Röhre geschaut und die Entscheidung ging von Erkenschwick und nicht von mir aus. Ich habe absolutes Vertrauen zum Vorsitzenden Anton Stark. Der macht das schon.

Was geht in Erkenschwick?

Klahs: Erst die Zukunft wird zeigen, ob es die richtige Entscheidung war, den Trainer zum jetzigen Zeitpunkt zu wechseln. Ansonsten wird nach jedem Trainerwechsel der Kader neu gemischt. Es kann ja sein, dass nun ein Spieler häufiger spielt und trifft, als er es bei mir getan hat.

Jürgen Wielert

Was wird besser?


 Wielert: Es ist zu einfach jetzt sagen, da kommt der Wielert und dann wird gleich alles besser. Im Grunde genommen tut mir der Jürgen leid, aber ich habe nicht an der Schraube gedreht. Wir Trainer sind nun einmal in der Position, oft als erste in Frage zu stehen. Ob es immer nur am Trainer liegt, sei mal dahin gestellt.

Was wird anders?

Wielert: In so kurzer Zeit ist das schwierig zu sagen. Nach einer Woche weiß ich sicher schon mehr. Jetzt steht erst einmal das schwere Spiel beim Tabellenführer Wiedenbrück an, dass im Grunde genommen auch ein leichtes ist, weil wir nichts zu verlieren haben.

Fühlen Sie sich nicht als Notnagel? Vor Jürgen Klahs galten Sie noch unter dem früheren Vorsitzenden Achim Trautmann als neuer Trainer in Erkenschwick.

Wielert: Ich habe damals freiwillig verzichtet, da es interne Querelen gegeben hat. Das war nicht mein Ding. Als Notnagel fühle ich mich nicht, eher als Feuerwehrmann.

Drehen Sie an der Intensitätsschraube? Mehr Kondition, mehr Technik, mehr Taktik, mehr Psychologie?

Wielert: Was falsch gelaufen ist, lässt sich auf Anhieb nicht so leicht sagen. Wir werden am Donnerstag mit dem Spielerrat darüber sprechen und versuchen, den Gründen auf die Spur zu kommen. Nur soviel: Der Jürgen Klahs ist ein dufter Typ, der hier einen guten Job gemacht hat.

Was geht in Erkenschwick?


Wielert: Wir steigen bestimmt nicht ab, dazu hat die Mannschaft zu viel Substanz. Das habe ich in den ersten vier Saisonspielen und im Pokal gegen Hüls gesehen. Kanonenfutter sind wir ganz bestimmt nicht.

Wie halten Sie es mit Ihren Spielern? Siezen oder duzen?

Wielert: In der Beziehung bin ich eigentlich ein konservativer Typ. Aber wenn die Spieler 'Trainer' zu mir sagen und duzen, dann haben ich auch nichts dagegen.

Schalke oder Dortmund?

Wielert: Bochum.

Stehen an oder sitzen auf der Trainerbank?

Wielert: Ich bin ein impulsiver Typ und muss meine Emotionen rauslassen, daher stehe ich viel an der Linie.

Wie lassen Sie lieber spielen: offensiv oder defensiv?

Wielert: Wie heißt es so schön, kontrollierte Defensive und kontrollierte Offensive, auf die richtige Mischung zwischen beidem kommt es an.

Frings oder Hitzelsperger?

Wielert: Keiner von beiden. Dennis Grote.

von Markus Rensinghoff und Andreas Rorowski

Quelle: WAZ, Vest

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